Tilopa (* 988; † 1069) war der bedeutendste indische Vorvater der Kagyü-Linie des tibetischen Buddhismus, studierte bereits früh buddhistische Texte und meisterte sie. Er arbeitete, nachdem er das Kloster verlassen hatte und viele Jahre meditiert hatte, nachts als Gehilfe einer Prostituierten und tagsüber als Sesamstampfer auf einem Markt in Ostindien. Von dieser Tätigkeit erhielt er auch seinen Namen: Til bedeutet „Sesamsamen“ in Sanskrit.
Als sein Hauptlehrer gilt der Freudenzustand des Buddha Dorje Chang. Von ihm erhielt er in der Meditation direkt die Übertragungen des buddhistischen Tantra. Da dies für seine Schüler schwer nachvollziehbar war, zog er in Indien herum und sammelte nochmals alle Übertragungen von den alten Mahasiddha-Linien. Hauptschüler Tilopas wurde Naropa, der die Übertragungen wiederum an seinen Hauptschüler Marpa weitergab.
Naropa formte die Übertragungen zu den „Sechs Lehren Naropas“. Sie bilden den „Weg der Methode“ der Kagyü-Linie und sind bis heute neben dem „Weg der Einsicht“ (von Maitripa an Marpa) der Hauptbestandteil der Kagyü-Schule. Die „Meditation auf den Lehrer“ (Guru-Yoga) ist die Essenz des „Weges der Methode“ und des „Weges der Einsicht“. Alle führen sie zum Erleben der Mahamudra (Großes Siegel bzw. Großes Symbol).