Marpa Chökyi Lodrö (* Lhodrag 1012; † 1097), der Übersetzer, war ein bedeutender Lama des tibetischen Buddhismus. Er war einer der Übersetzer, die im 11. Jahrhundert die Traditionen der Neuen Übersetzungen in Tibet begründeten. Zudem war er der erste tibetische Linienhalter der Kagyü.
Marpa traf während einer seiner Reisen nach Indien Atisha (982–1054) und studierte bei ihm die Lehren, die etwas später Grundlage der früheren Kadampa-Schule wurden. Er reiste insgesamt dreimal nach Indien, um buddhistische Lehren aus dem Sanskrit ins Tibetische zu übersetzen.
In Indien traf er schließlich in der Nähe von Nalanda seinen Meister Naropa (1016–1100), dessen Mahamudra-Übertragung Marpa verwirklichte und weiterführte. Darüber hinaus studierte Marpa bei den indischen Meistern Maitripa und Kukuripa (Jnanagarbha) und der Meisterin Niguma, die ihm die Lehren der Sechs Yogas von Naropa übertrug. Von seinen Reisen nach Indien, wo er sich insgesamt 17 Jahre aufhielt, brachte er viele buddhistische Schriften mit und übersetzte diese ins Tibetische.
Marpas bekanntester Schüler war der in Tibet weithin bekannte Yogi Milarepa (1042–1123). Marpa erkannte bereits bei seiner ersten Begegnung mit Milarepa, dass er die Voraussetzungen mitbrachte, um die tantrische Übertragung Marpas voll zu verwirklichen.